Griechenland: Zocken wieder erlaubt

Alles auf Anfang. Ab morgen sind Leerverkäufe an Athens Börsen wieder möglich.

Die Spekulanten werden sich freuen. Heute Abend läuft das Verbot der sogenannten Leerverläufe aus, es wird nicht verlängert. Ab morgen darf man deshalb wieder Aktien verkaufen, die man eigentlich gar nicht besitzt.

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Börsen

Seit knapp 4 Wochen sind die Börsen in Athen wieder geöffnet. Diese waren am 29. Juni, zur Zeit der größten Turbulenzen, als es um den weiteren Verbleib Griechenlands im Euro ging, vorübergehend geschlossen wurden. Seit knapp einem Monat dürfen Aktien wieder gehandelt werden. Das normale Börsengeschäft gehört zu einer normalen Wirtschaft unweigerlich dazu.

Leerverkäufe

Warum man jetzt allerdings wieder die Büchse der Pandora in Form von Leerverkäufen öffnen muß, bleibt unklar. Bei Leerverkäufen, die ab morgen in Athen wieder erlaubt sind, leihen sich Investoren Aktien zu einem bestimmten Kurs und verkaufen diese Aktien, die sie in echt gar nicht besitzen, zu einem Stichtag in der Zukunft. Das Geschäft geht nur auf, wenn sie die Aktien zum Ende der Ausleihfrist, d.h. wenn sie die Aktien an ihren Käufer liefern müssen, billiger am Markt zurückkaufen können. Die Differenz streichen sie als Gewinn ein.

Ist der Kurs der Aktie in der Zwischenzeit jedoch gestiegen, machen die Investoren Verluste. Da solche Geschäfte meist auch noch gehebelt sind, potenzieren sich Gewinne oder Verluste sehr leicht. Schwanken die Kurse an einer Börse stark, wird der Hebel-Effekt weiter verstärkt. Dadurch können exzessiv betriebene ungedeckte Leerverkäufe schnell zu einer Lawine werden, die ganze Finanzsysteme ins Wanken bringen können.

Zu Beginn der Finanzkrise im Jahr 2007 wurden Leerverkäufe in vielen europäischen Staaten verboten. Dazu zählten Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Portugal und Irland. Auch in den Vereinigten Staaten, Australien, Kanada und Taiwan kam diese Art von Finanzgeschäften auf den Index.
In Deutschland wurde das Verbot ungedeckter Leerverkäufe von der BaFin im Januar 2010 wieder aufgehoben, nur um im Mai wieder eingeführt zu werden. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) darf seit 2012 offiziell Leerverkäufe verbieten. Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes darf auch die EU Leerverkäufe untersagen.

Griechenland Fahne

Griechenland

Warum man jetzt ausgerechnet in Griechenland wieder solche Leerverkäufe zulassen muß, erschließt sich mit gesundem Menschenverstand nicht. Diese Finanzprodukte sind wahrlich Teufelszeug und haben in der Vergangenheit einigen Schaden angerichtet. Solche Termingeschäfte ausgerechnet an der hoch volatilen Athener Börse, wo die Kurse derzeit unter dem Eindruck der Finanz- und Schuldenkrise sehr stark schwanken, wieder zu erlauben, ist ein Spiel mit dem Feuer. Aber in der jüngeren Geschichte Griechenlands wundert man sich nur noch über wenig. Offenbar haben die Zocker und Spekulanten großen Einfluß innerhalb der Troika, daß sie diese Erlaubnis von Leerverkäufen durchsetzen konnten. Die Griechen selbst dürfen solche Dinge schon lange nicht mehr selbst entscheiden.

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