Die spanische Weihnachtslotterie ist ein Ereignis, welches laut einigen Medienaussagen sogar das Weihnachtsfest in den Schatten stellt. Wenn am Morgen des 22. Dezember die Gewinnzahlen gezogen werden, sitzt fast ganz Spanien vor dem Fernseher.
Glücksbringende Losbuden
Es fängt bereits damit an, wo die Lose gekauft werden. Sie schnöde im Netz zu erwerben, schmälert den Brauch und die Vorfreude. Nicht wenige Zocker schwören ganz einfach auf Ort und Umstände ihres Loskaufs. Es gibt Traditionen, mit der Familie, den Kollegen oder dem Fußballverein Lose zu teilen.
Bestimmten Losbuden wird nachgesagt, die Gewinne magisch anzuziehen, z.B. dem Loskiosk „Doña Manolita“ im Zentrum Madrids.
Pilgerfahrt zur Hexennase
Ab dem Herbst eines jeden Jahres reisen zahlreiche Spanier in das Dorf Sort in den Pyrenäen, die Touristenbusse drängen sich auf der sonst ruhigen Hauptstraße. Sort ist ein katalanisches Wort und heißt „Glück“. Im Ort befindet sich die Lottoannahmestelle Bruixa d’Or, die „Goldhexe“. In den vergangenen Jahren gab es hier Hauptgewinne und zahlreiche Nebengewinne. Die Reporter verschiedenster Medien befragen die Lotteriespieler, deuten Vorzeichen und fotografieren um die Wette. Die Goldhexe mit Riesenwarze und Reisigbesen steht als Plastik in der Lotterieannahmestelle. Wer Erfolg haben will, reibt sein Los an der Hexennase.
Magische Zahlen
Jedes Jahr gibt es magische Loszahlen, die den Gewinn befördern sollen. 2014 war dies z.B. die 17114. An diesem Tag, dem 17. Januar 2014, gründete sich die Partei „Podemos“, die damals als die Neuerung in Spaniens Politik galt. Eine weitere magische Zahl war 2014 die 02614, die die Abdankung von König Juan Carlos am 2. Juni 2014 zur Grundlage hat. Mit viel Hoffnung wurde die Losnummer 19614 beladen, denn am 19. Juni 2014 trat Thronfolger Felipe den Dienst an.
Gehäufte Lose
2015 fiel der Hauptgewinn „El Gordo“ auf die Losnummer 79140. Die 160 Teillose gewannen, jeder Losinhaber bekam seine 4 Millionen Euro ausgezahlt. Eine Menge Scheine mit der 79140 waren in Roquetas de Mar in Spaniens Südosten verkauft worden. Der Betreiber der örtlichen Lottostelle hatte davon allein 136 Stück verkauft. Der Losverkäufer José Martín, welcher die Lottostelle betreibt, erfuhr davon am Bankschalter und war überrascht. Er wollte Geld abheben, um die kleineren Preise auszuzahlen.
Oft gewinnen Spanier, die den Erfolg tatsächlich gebrauchen können. 2013 ging ein Riesenanteil des Hauptpreises in die Madrider Arbeitervorstadt Leganés, dort hatte die Wirtschaftskrise Spuren hinterlassen. 2011 gewann sogar eine ganze Region insgesamt 120 Millionen Euro, besonders das Dorf Sodeto errang Gewinne. Sämtliche Bewohner außer einer Person hatten mindestens ein Los erworben, auf jedes kam ein Gewinn von 50000,00 Euro. Costis Mitsotakis wurde als „Mann ohne Los“ in den Medien bekannt.
Segen für das Finanzamt
Der eigentliche Hauptgewinner der spanischen Weihnachtslotterie ist das Finanzamt. Die erste Weihnachtslotterie fand statt, um dem Staat Einnahmen zu bescheren, ohne den Steuerzahler direkt zu belasten. Diesen Zweck erfüllt sie bis heute, denn die Teilnahme ist freiwillig. Bei sämtlichen Prämien über 2500,00 Euro werden 20 Prozent „Glückssteuer“ fällig. Das Zehntellos des Hauptgewinns hat einen Wert von 400000,00 Euro, davon bleiben nach der Steuer noch 32000,00 Euro übrig.